Nach unserem Artikel zum Thema virtuelles Klassenzimmer vs. Präsenz erhielten wir einige Rückmeldungen und Fragen von Dozenten, die im virtuellen Raum Angst haben, nicht so „rüberzukommen“ wie es im Präsenz-Seminar der Fall wäre. Ein berechtigter Einwand! Daher wollen wir uns in diesem Artikel mit der Rhetorik im virtuellen Klassenzimmer beschäftigen!
Inhalte
Die Vortragskompetenz allgemein
Jeder der selbst schon in einem Seminar, Workshop oder Kurs saß, kennt das vermutlich: Viel blabla, ein einschläferndes Gefühl und die quälende Frage „Wann ist das endlich vorbei?“. Kurzum: Die Vortragskompetenz lässt zu wünschen übrig. Ich selbst hatte das auch schon in einem Kurs zum Thema Buchhaltung erlebt. Der Dozent war fachlich einsame Spitze, aber sein Vortragen war grottenschlecht. Daher liegt es nicht immer an der virtuellen Umgebung, sondern am Vortragenden selbst! Wer im Präsenz-Seminar seine Zuhörer mitreißen kann, wird das auch in einem virtuellen Raum können.
Wichtig ist immer Feedback einzufordern. In der Regel merkt man es nicht selbst, dass irgendetwas schiefläuft. Daher habe ich am Ende der Woche immer Einzelgespräche oder anonyme Feedback-Abfragen und fordere meine Kunden aktiv auf, so ehrlich wie nur möglich zu sein. Auch der Hinweis, dass Verbesserungsvorschläge erwünscht sind, ist immer hilfreich.
Die eigene Rhetorik verbessern
Zum Glück gibt es immer die Möglichkeit an sich selbst zu arbeiten. Hier nun unsere Top-Tipps:
Selbstbewertung
Wer selbst von sich überzeugt ist, hat es meist recht einfach und denkt „passt alles!“. Allerdings sollte eine Selbsteinschätzung immer auf zwei Säulen gestützt werden:
- Wie sehe ich mich?
- Was sagen andere?
Also ist es sinnvoll, selbst darüber nachzudenken, ob man etwas besser machen kann oder nicht. Wer alleine ist, kann beispielsweise mal ein Seminar mit Ton (und eventuell auch Bild) aufzeichnen. Mit etwas Abstand kann man diese Auszeichnung später analysieren.
Durch Feedbacks kann in Erfahrung gebracht werden, was andere von einem halten. Oder vielleicht habt ihr ja auch das große Glück einen Partner zu haben, der euch da ehrlich eine Rückmeldung geben kann. Mir ist es schon oft passiert, dass ich in meinen Augen normal und freundlich rede, meine Frau mir allerdings am Nebentisch einen schockierten Blick zuwarf! ??
Perfekt geht nicht
Whenever I’m feeling down, I remind myself that my flaws make me perfect, because in reality there is no perfect. Ava Max
Viele halten sich immer am Wort „Perfekt“ auf. Man will alles „perfekt“ machen, vorbereiten, tun, die „perfekte“ Kundenbewertung erhalten und ähnliches. Doch der Knackpunkt ist: Es gibt kein „Perfekt“. Egal was wir machen, irgendwer würde es besser, perfekter machen. Also streiche „Perfekt“ aus dem Wörterbuch, denn es behindert unsere Gedanken und die Arbeit mehr, als dass es hilft!
Rhetorik-Schulung besuchen
Da wir hier auf einer Seite von Dozenten für Teilnehmer, Kunden und alle Interessierten sind, darf natürlich auch der Tipp nicht fehlen, einfach ein Seminar zu besuchen! Anbieter wie www.hps-training.com bieten ein großes Portfolio mit spannenden Seminaren und Coachings. Achte allerdings darauf, dass sich die Weiterbildung auf digitalen Unterricht bzw. Webinare bezieht. Virtuelle Trainings haben ganz andere Herausforderungen als Präsenzkurse – was sich auch in der Rhetorik und Unterrichtsgestaltung bemerkbar macht.
Storytelling – auch Erwachsene lieben Geschichten
Mein liebstes rhetorisches Mittel sind Geschichten. Vor allem rechtliche Aspekte lassen sich mit Geschichten und Fallbeispielen super einleiten. Der moderne Begriff hierfür ist Storytelling – er besagt aber nichts anderes, als dass man Informationen anschaulich darstellt.
Ein Beispiel: Du kannst das Mutterschutzgesetz ausgeben und Paragraf für Paragraf mit deinen Teilnehmern durchgehen. Du kannst aber auch eine Geschichte basteln, von Susi der Auszubildenden, die nun schwanger ist – mit emotionalen Details, die jeder gut nachvollziehen kann. Und nun gehst du mit deinen Teilnehmern einen Handlungsstrang entlang – von der Information, dass sie schwanger ist, bis zur Stillzeit und gehst spielerisch alle rechtlichen Aspekte durch.
Glaub mir, durch das Storytelling werdenselbst scheinbar trockene Inhalte lebendig und spannend.
Emotionen schaffen
Mit dem letzten Punkt meine ich nicht nur Emotionen im Sinne von „lachen“. Sondern Emotionen auch bei den Zuhörern wecken: durch Ehrlichkeit und Offenheit! Nehmen wir einfach mal einen AEVO-Kurs. Dort gibt es ziemlich viele Regelungen und Vorgaben, die in der Praxis einfach Schwachsinn sind. Wieso sollte man das nicht einfach ansprechen? Das zeigt deinen Zuhörern deine Authentizität!
Es gibt so einige Folien in meinen Kursen, bei denen ich sowas sage wie: „Merkt es euch für die Prüfung – vergesst es aber in der Praxis!“. ??
War noch was?
Zusammenfassend nochmal die wichtigsten Punkte:
- Sei nicht langweilig (Inhaltlich und rhetorisch!)
- Begegne deinen Kunden oder Teilnehmern auf Augenhöhe – nie von oben herab!
- Bilde dich weiter: Mit einem Seminar, Weiterbildung, Bücher lesen oder ähnliches!
- Sei offen für Feedback! Nimm es wohlwollend entgegen! Und vor allem fordere es von deinen Kunden!
Noch fragen? Schreib uns eine Mail oder hinterlasse uns einen Kommentar! ??