Immer wieder erhalten wir Anfragen von Lesern, Teilnehmern oder Kunden – manchmal lustig, meist aber eher verstörend. Ob nun die Frage, ob Alexa einen direkten Stream zu NSA-Mitarbeitern bereitstellt oder eben ob Microsoft einfach alle Daten löscht. Es gab noch keine Frage, die nicht gestellt wurde.

Hier möchten wir der Frage nachgehen, ob Microsoft tatsächlich mutwillig und legal Daten löscht und Accounts sperrt.

Zusammenfassung

Keine Zeit? Dann hier eine kurze Zusammenfassung:

  • Es werden keine Daten „einfach so“ gelöscht.
  • Microsoft behält sich das Recht vor, Daten und Konten zu löschen oder zu Sperren.
  • Wer den Servicevertrag, die Nutzungsbestimmungen und andere Dokumente vorher liest, ist im Vorteil.
  • Der Kundensupport ist, wie bei vielen großen Unternehmen, ein Problem.
  • Microsoft scannt Dateien und hochgeladenes nach illegalen Inhalten.

Löscht Microsoft einfach Daten?

Nein. Microsoft löscht Daten nicht einfach so. Auch wenn es in vielen Foren und Diskussionen den Anschein hat: Betrachtet man die Einzelfälle oder redet mit den Kunden, ist immer ein Grund erkennbar. Ob dieser nun für alle Nachvollziehbar ist oder nicht, bleibt erstmal außen vor. Alles Basiert auf unterschiedlichen Regelungen (denen im Übrigen jeder zustimmt):

  • Dem Microsoft-Servicevertrag,
  • der Datenschutzerklärung,
  • den Nutzungsbedingungen und
  • der Lizenzvereinbarung.

Es gelten zudem noch zusätzliche Vereinbarungen, wie dem Servicevertrag für Xbox-Dienste oder ähnliche.

Der Hauptgrund, warum Daten gelöscht werden, ist das Schließen eines Microsoft-Kontos. Dies kann durch Microsoft passieren, oder auch durch den Benutzer selbst. Microsoft warnt im Servicevertrag ausdrücklich davor, dass Daten entfernt werden können und weist den Nutzer explizit auf eine Datensicherung hin.

Auszug Microsoft Servicevertrag 4a iv. 2). Abgerufen am 20.07.2020

Woher kommen die Beschwerden, Microsoft würde einfach so Daten löschen?

Wir schauen uns einfach mal die Quellen der Beschwerden an. Da sind zum einen Kommentare in der Microsoft Community, in Foren oder auf Webseiten. Leider birgt das alles ein Problem: Man weiß nie, was tatsächlich passiert ist.

In der Regel ist es so: Kunden beschweren sich, weil tatsächlich etwas schiefgelaufen ist oder sie sich missverstanden fühlen, aber auch um ihr handeln möglichst positiv darzustellen.

Microsoft sperrt willkürlich Kunden-Accounts

Eine weitere Meldung lautet: „Hilfe, Microsoft hat einfach meinen Account gesperrt!“. Schauen wir also auch den zweiten Punkt genauer an. Accounts werden gesperrt, wenn es der Kunde möchte oder wenn Microsoft der Meinung ist, dass gegen Regeln oder Serviceverträge verstoßen wurde.

Nehmen wir einfach mal eine dieser „Meldungen“:

Einem Xbox-Nutzer wurde der Account permanent geschlossen. Auf Support-Tickets wurde nicht reagiert und ein Mitarbeiter aus der Hauptzentrale konnte ihn als Inhaber nicht verifizieren und ihm so nicht helfen. Der Benutzer sollte Beispielweise durch Login-Informationen nachweisen, das er er ist. So weit, so einfach.

  1. Wissen wir, ob er gegen irgendwelche Regeln verstoßen hat?
  2. Wenn ein Unternehmen spezifische Daten abfragt (Kreditkarte, Login-Standorte oder Zeitpunkte, E-Mail-Adressen etc.), dann meistens, weil sich der Benutzer nicht identifizieren kann. Warum kann er das nicht? Vermutlich weil Fake-Daten im Account hinterlegt sind (was im Übrigen nicht erlaubt ist) oder man sich einfach nicht mehr daran erinnern kann. In dieser speziellen Meldung hat der Benutzer „über 2.000 €“ mit dem Account ausgegeben – also könnte er ja einfach die Transaktionen der Käufe zu Microsoft schicken. Da er das augenscheinlich nicht kann, fragt man sich: warum?
  3. Sehen wir den Posteingang und wissen, dass niemand reagiert hat?

Fragen über Fragen. Natürlich kann das alles auch stimmen, allerdings ist es ein wenig komisch. Ich persönlich hatte auch schon geschlossene Accounts und gerade mit Geschäftliche genutzten Diensten ist das bitter. Aber durch Personalausweis, Kontoauszüge oder alternativer E-Mail-Adresse wurden die Sperren problemlos vom Support wieder gelöst – auch ohne einen „Anruf aus Redmond“.

Wie gesagt: Es mag sein das Microsoft auch mal etwas sperrt, was eigentlich nicht gesperrt gehört. Aber die Story außenrum riecht zum Himmel.

Microsoft ist gefährlich!

Bei der Recherche für diesen Artikel bin ich auf einen Blogbeitrag gestoßen. Hier habe ich auch das Beispiel mit dem Xbox-Kunden her. Der Titel lautet „Wird die Nutzung eines Microsoft-Kontos zum unkalkulierbaren Risiko?“. Und zufälligerweise wurde genau dieser Artikel von einem Kunden gelesen, bei dem ich dann stundenlang Beratungsdienste geleistet habe.

In dem Artikel geht es im groben darum, dass Konten von Microsoft-Kunden „plötzlich“ und „ohne Angabe von Gründen“ gesperrt werden. Mit vielen „Beweisen“ und „Erfahrungen“ wird da um sich geworfen. Aber auch hier sei gesagt: Es mag sein, dass die Webseite „Drwindows“ E-Mails, Beschwerden und Kommentare erhält. Aber ich sehe da leider nur leere Behauptungen und Vorwürfe, auch wenn der Autor versichert den ganzen Schilderungen zu glauben.

Und da ich mit dem Artikel wirklich nicht übereinstimme, möchte ich ein paar Inhalte kommentieren:

Frage: Kann Microsoft willkürlich und jederzeit Konten sperren?

Antwort von Drwindows lautet „Ja“. Wir sagen: teilweise Unfug. Aber warum sagen wir das? Zunächst sollte man alle Regelungen (AGB, Servicevertrag etc.) durchlesen, bevor man ein Konto eröffnet. Dann wüsste jeder, dass sich Microsoft tatsächlich das Recht einräumt, Zugänge zu sperren, wenn Inhalte hochgeladen werden, die gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Zu solchen Einschränkungen zählen laut Servicevertrag auch Bilder, die nackte Menschen zeigen. Wer also ein Foto seines Kindes in der Badewanne hochlädt, geht das Risiko ein, dass sein Account gesperrt wird. Also macht man das einfach nicht und schon ist die Gefahr gebannt.

Was würde denn passieren, wenn Microsoft tatsächlich jederzeit und willkürlich Benutzerkonten sperrt? Es würden ziemlich schnell, ziemlich viele Kunden überlegen, ob es Sinn ergibt, bei solch einem Unternehmen Kunde zu bleiben. Die zitierten und geschilderten Fälle sind weder belegbar noch logisch.

Und auch hier nochmal: Natürlich kommt eine Sperrung vor und auch eine unberechtigte, das habe ich auch schon erlebt. Allerdings wird dem Leser hier geimpft, dass ohne sein Zutun Accounts gesperrt werden, danach alles futsch ist und das es quasi ständig passiert. Und das ist einfach falsch.

Frage: Verliert man durch eine Sperrung Zugriff auf die Daten und Käufe?

Drwindows ist der Meinung „Ja“. Das stimmt. Zunächst bedeutet ein gesperrter Account aber nicht gleich das sofort alles gelöscht wird. Das wäre ein wenig doof. In der Regel bleiben gesperrte Accounts (auch wenn das permanent passiert) für mindestens 30-60 Tage existent (laut Microsoft). In dieser Zeit kann eine Sperre locker flockig wieder aufgehoben werden. Wer etwas gekauft hat, hat dann tatsächlich Pech gehabt. Grundlage ist immer der ominöse Microsoft-Servicevertrag.

Was also tun?

  • Wichtig: Immer Datenbackups erstellen. Wie oben beschrieben kann es tatsächlich vorkommen, dass kein Zugriff möglich ist – wer seine Daten dann gesichert hat ist im Vorteil.
  • Lies doch BITTE was du da akzeptierst. Leider machen das die wenigsten. Wer also weiß, dass das Konto dicht ist, wenn er nackige Menschen auf Fotos hochlädt, der kann das ja einfach sein lassen und auf andere Dienste zugreifen.

Frage: Muss ich alle Abonnements weiter zahlen, obwohl der Zugang gesperrt ist?

Drwindows ist der Meinung „Ja“. Wir sagen hier ganz klar: Quatsch! In diesem Artikel wird erzählt, dass man nicht kündigen kann, wenn der Account geschlossen wird und das ist selbstverständlich totaler Unfug. Um eine Kündigung auszusprechen, benötigt man keinen Zugriff auf das Konto! Microsoft bietet eine E-Mail-Adresse für alle, die weder auf das Konto, noch den Support zugreifen können. Dieses lautet: kunden@microsoft.com. An diese Adresse gerichtete Kündigungen werden durchgeführt.

Eine Kündigung ist immer eine einseitige Willenserklärung – das bedeutet die E-Mail muss nur ankommen und schon ist gekündigt, wie Microsoft das dann umsetzt kann dem Kunden egal sein. Durch die schriftliche Kündigung hat man auch einen Nachweis und kann problemlos eventuelle Abbuchungen stornieren. Wer auf Nummer sicher gehen will, sendet seine Kündigung per Post und Einschreiben. Und ja, das geht auch international.

Frage: Gibt es kompetente und entscheidungsbefugte Abteilungen?

„Nein“ lautet die Antwort von Drwindows. Und das ist für den „normalen“ Endverbraucher vollkommen korrekt. Man landet meist in Call-Centern oder bei Dienstleistern die im Auftrag von Microsoft arbeiten. Daher kann man leider nur hoffen, dass das Anliegen entsprechend weitergeleitet und bearbeitet wird. Mittlerweile gehen viele große Unternehmen auch den Weg, dass Anfragen in einer „Community“ landen statt beim Support. Unmöglich und unfassbar.

Selbstverständlich wird es irgendwo eine Abteilung geben, die Entscheidungen treffen darf. Aber an solche Abteilungen kommt man sehr schwer ran.

Frage: Erfährt der Kunde den Grund, wieso sein Konto gesperrt wurde?

Auch hier lautet die Drwindows Antwort „Nein“. Aber auch das ist uns viel zu Allgemein und pauschal. Ich habe beispielsweise immer eine E-Mail erhalten und bei der Recherche zu diesem Artikel wurden auch zahlreiche Meldungen von Kunden gefunden, deren Konto gesperrt wurde und die sich auf eine E-Mail berufen.

Warum kommt es vor, dass keine Benachrichtigung erfolgt? Darüber kann man nur spekulieren… In der Regel sind das automatisierte Prozesse und niemand muss eine E-Mail verfassen und absenden. Vielleicht sortiert sie der Server aus oder Microsoft steht mal wieder auf einer Blacklist 😉

Kritiken an Microsoft

Nun haben wir einen Artikel kommentiert. Und das hört sich alles so an, als wären wir totale Microsoft-Fans die hier auf Biegen und Brechen versuchen, irgendetwas gerade zu Rücken. Aber das soll nicht Sinn und Zweck des Artikels werden. Nicht alles läuft super bei Microsoft. Aber solche Artikel, wie bei Drwindows, sind einfach irreführend und man muss da schon ein wenig objektiver ran gehen.

Hier nun weitere Kritiken die wir gefunden haben:

Automatisches auslesen und bewerten von Daten in OneDrive

Microsoft „schaut“ sich Dateien an, die in OneDrive geladen werden. Natürlich schaut nicht ein realer Mensch über die Bilder, sondern ein Algorithmus dessen Hauptaufgabe es ist, Kinderpornografie zu finden. Leider ist dieser Scanner kein Mensch und so kann es vorkommen, dass das letzte Bild vom FKK-Strand oder das nackte eigene Kind in der Badewanne als Pornografie/Kinderpornografie eingestuft wird.

Wichtig ist hier: Lest euch durch, was ihr akzeptiert. Natürlich sind laut Microsoft nackte Kinder verboten, aber eben auch:

  • vollständige oder teilweiser Nacktaufnahmen von Menschen
  • vollständige oder teilweiser Nacktaufnahmen in Cartoons oder Manga.
  • Pornografie

Wer sowas hochlädt riskiert gesperrt zu werden. Vielleicht auch gut zu wissen: Wenn der Algorithmus anspringt kann eine Meldung an das National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) erfolgen. Diese amerikanische Behörde geht allen Straftaten nach, die mit Misshandlung von Kindern zu tun hat. So ist es tatsächlich schon passiert, dass Microsoft einen OneDrive-Nutzer an das NCMEC meldete und diese Behörde eine Meldung an das deutsche BKA weitergab. Das die deutsche Behörde nicht aktiv nachgefragt hat, sondern die Daten unaufgefordert aus Amerika kamen durften und mussten sie ermitteln.

Hier nochmal ein paar Informationen und Artikel:

Überblick der aktuellen Bestimmungen

Wer nun keine Lust hat, sich durch sämtliche Bestimmunegn und Regeln von Microsoft zu quälen, hier eine kurze Auflistung der „Highlights“:

Quellen und dazugehörige Zusammenfassung:

  • Verkaufsbestimmungen – Terms of Sale
    • Es muss ein Account erstellt werden. Allen Bedingungen werden zugestimmt.
    • Wir dürfen keine Netzwerke stören, beschädigen, lahmlegen, überlasten oder beeinträchtigen.
    • Microsoft darf alle Kommentare, Feedbacks oder Rezessionen von uns, einschließlich des Namens, weltweit verwenden, modifizieren, anpassen, vervielfältigen, verbreiten und zeigen. Dies gilt auch für Werbezwecke.
    • Microsoft darf jederzeit und ohne Ankündigung sämtliche Dienste einstellen.
    • Gekaufte Software wird „normalerweise“ für 3 Jahre zum download angeboten. Versprechen will Microsoft das aber nicht.
    • Falls ein Dienst, eine Anwendung oder eine Software eingestellt wird, erhalten wir ca. 90 Tage vorab eine E-Mail.
    • Uns wird eine Widerrufsfrist von 30 Tagen ab Lieferung zugesichert. (Punkt 16 – Verkaufsbestimmungen)
    • Bei Problemen können wir das EU-Portal für Online-Streitbeilegung unter https://webgate.ec.europa.eu/odr/main/index.cfm?event=main.home.show&lng=EN nutzen. Die E-Mail-Adresse von Microsoft für diesen Vorgang lautet: MSODR@microsoft.com
    • Microsoft darf die Verkaufsbedingungen jederzeit und ohne Mitteilung ändern.
  • Microsoft-Servicevertrag
    • Unsere Inhalte bleiben unsere Inhalte.
    • Wenn wir Inhalte öffentlich Teilen (Zugänglich für alle) dann dürfen diese Inhalte von Microsoft genutzt werden.
    • Wir gewähren Microsoft eine weltweite und gebührenfreie Lizenz zur Verwendung unserer Inhalte wenn es für den Zweck notwendig ist.
      • z. B. Kopien erstellen oder
      • Inhalte speichern,
      • Inhalte übertragen,
      • neu zu formatieren,
      • zu verteilen oder
      • über Dienste anzuzeigen zu lassen.
    • Wir verpflichten uns:
      • Keine unrechtmäßigen Handlungen durchzuführen,
      • Kinder nicht auszunutzen,
      • Kindern keinen Schaden zuzufügen oder anzudrohen,
      • keinen Spam zu versenden,
      • unangemessene Inhalte zu veröffentlichen oder zu teilen (Nacktdarstellung, Brutalitäten, Pornografie etc),
      • keine betrügerischen handlungen durchzuführen,
      • keine Handlungen durchzuführen die irreführend oder falsch sind,
      • eine falsche Identität anzunehmen,
      • Viren zu versenden,
      • andere Menschen zu Belästigen,
      • Terroristische oder extremistische Inhalte zu verteilen,
      • sonstige Rechte Dritter nicht zu verletzen,
      • die Privatsphäre anderer zu missachten und
      • niemandem zu helfen, diese Verpflichtungen zu brechen.
    • Microsoft darf bei Verstößen gegen geltendes Recht und alle Bestimmungen unser Konto schließen, den Zugang einschränken oder Inhalte die den Verstoß auslösen zu sperren oder zu löschen.
    • Wir dürfen im Microsoft-Kontos keine falschen, ungenauen oder irreführenden Angaben machen.

Diese Seite wird weiterentwickelt. Letzte Änderung/letztes Update: 28.12.2020

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